Das Grundprinzip und die Formen der Achtsamkeit

24. September 2020

Wie Sie bereits erfahren haben, ist unser Geist ununterbrochen mit Gedanken beschäftigt und gönnt sich selten eine Pause. Das ständige Hopping von einem Gedanken zum anderen wird zusätzlich durch die Angewohnheit verstärkt, mehrere Dinge gleichzeitig auszuführen. So sitzen wir vor dem Fernseher, telefonieren und essen dabei oder wir unterhalten uns mit anderen und tippen gleichzeitig auf unserem Smartphone eine Nachricht ein. Letzteres zeigt übrigens, neben fehlender Achtsamkeit, auch eine mangelnde Wertschätzung dem Gesprächspartner gegenüber und lässt sich im Privaten wie auch im Geschäftsleben leider immer wieder beobachten. Dabei führt ein unruhiger Geist vermehrt zur inneren Unruhe, einem Mangel an Gelassenheit und mentaler Erschöpfung. Genau hier gewinnt das Grundprinzip der Achtsamkeit an Bedeutung.

Das Grundprinzip. Das Grundprinzip der Achtsamkeit ist das Singletasking und beschreibt das Gegenkonzept zum Multitasking. Mehrere Dinge zeitgleich zu tun, gehört für die meisten von uns zur Selbstverständlichkeit und wird oft auch als besonders effizient betrachtet. Dies ist allerdings eine zwar weit verbreitete, jedoch falsche Überzeugung. Da unser Geist dabei immer wieder zwischen mehreren Tätigkeiten wechselt und dazu Zeit und Energie braucht, sind wir nicht schneller, wenn wir mehrere Dinge gleichzeitig ausführen, dafür am Ende jedoch geistig erschöpfter, da wir uns mehr anstrengen müssen, um den Fokus zu halten. Singletasking dagegen bedeutet, sich einer Sache nach der anderen zuzuwenden und diese abzuschließen, bevor wir eine neue in Angriff nehmen. Übertragen auf unser zweites Beispiel heißt das: Wenn Sie sich mit jemanden unterhalten, dann sind Sie der Person zugewandt, halten Augenkontakt und hören ihr aufmerksam zu. Und erst danach beschäftigen Sie sich mit Ihrem Smartphone und der Nachricht, die Sie versenden möchten. Natürlich ist dieses Vorgehen nicht immer alltagstauglich, aber viel öfter als wir glauben. Daher lade ich Sie für die kommenden Tage und Wochen dazu ein, sich intensiv mit dem Singletasking zu beschäftigen. Schauen Sie immer wieder zwischendurch wann und wo es besonders gut funktioniert und wann und wo vielleicht (noch) nicht. Nehmen Sie dabei auch Ihre Gemütslage, den Grad Ihrer Angespanntheit und Ihre Geistesfrische oder Erschöpfung wahr. Stellt sich durch das Singletasking nach und nach mehr innere Ruhe und Zufriedenheit ein, sollten Sie versuchen, im Alltag fortwährend eine gesunde Balance zwischen dem Single- und dem Multitasking zu halten. Beginnen Sie zunächst mit kleinen Herausforderungen. Damit gemeint sind Tätigkeiten, die Sie leicht voneinander trennen können, und wenden sich erst später komplexeren Situationen zu. Bezogen auf das erste Beispiel bedeutet das: Wenn Sie fernsehen, dann sehen Sie fern. Wenn Sie telefonieren, dann telefonieren Sie und wenn Sie essen, dann essen Sie. Machen Sie nicht mehrere Dinge parallel, sondern voller Aufmerksamkeit und manche sogar, wie das Essen, mit Genuss. Mit der Zeit werden sich im Gehirn neuronale Verbindungen ausbilden und Sie langfristig dabei unterstützen, zunehmend achtsamer im Umgang mit Ihren Aufgaben zu sein und die notwendigen Prioritäten zu setzen, die es gerade in stressigen Zeiten dazu bedarf.

Formen der Achtsamkeit. Wir können unsere Aufmerksamkeit nach innen und nach außen richten. Daraus ergeben sich auch die beiden Formen der Achtsamkeit: die innere und die äußere. Die nach innen gerichtete Achtsamkeit beinhaltet die bewusste Wahrnehmung der eigenen Gefühle, Gedanken und Stimmungen. Die nach außen gerichtete Achtsamkeit beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel der eigenen Person mit der Umgebung. Dabei geht es um das, was Sie im Außen wahrnehmen, was es in Ihrem Innern bewirkt und schließlich wie Sie dem begegnen. Diese Betrachtung ist unabhängig vom Setting und lässt sich auf jede Ihrer Tätigkeiten anwenden. Denn alle Lebewesen interagieren permanent mit ihrer Umwelt. Es empfiehlt sich, zunächst mit der inneren Achtsamkeit zu beginnen, bevor Sie diese nach außen hin ausdehnen. Meist ist der Übergang ohnehin fließend, so dass wir automatisch mit unserer Umgebung achtsamer in Kontakt kommen, wenn wir im guten Kontakt zu uns selbst sind. Dazu werde ich Ihnen im nächsten Impuls-Nugget wertvolle Tipps geben und Ihnen aufzeigen, wie Sie besonders mit belastenden Gefühlen umgehen können, damit diese nicht anwachsen und zum Stolperstein für Sie werden.