Achtsamer Umgang mit schwierigen Gefühlen

21. Oktober 2020

Gefühle sind allgegenwärtig und beeinflussen uns in unserem Denken und Tun. Mit positiven Gefühlen umzugehen fällt den meisten von uns nicht weiter schwer, auch wenn sie manchmal ebenfalls überwältigend sein können. Negative Gefühle dagegen anzunehmen, auszuhalten und achtsam mit ihnen umzugehen, ist oft eine echte Herausforderung.

Die meisten Gefühle im Alltag kommen und gehen, ohne lange zu verweilen. Sie sind uns nicht einmal bewusst. Manche jedoch resultieren aus den Ereignissen und Verstrickungen der Vergangenheit, kehren immer wieder zurück und scheinen eine große Macht über uns zu haben. Eines vorweg: Sollten negative Gefühle einen so starken Einfluss auf Sie haben, dass Sie sich selbst nicht mehr zu helfen wissen, dann spätestens ist es an der Zeit, sich professionelle Unterstützung zu holen. Diese kann Ihnen ein Psychotherapeut oder ein Coach mit einem psychotherapeutischen Hintergrund am besten bieten.

Entscheidungsfreiheit. Die Bandbreite der Emotionen ist groß. Alle diese Gefühle gehören zu uns und zu unserem Leben dazu. Während wir in einem guten Gefühl regelrecht baden dürfen, aber bitte ohne die Bodenhaftung zu verlieren und Unüberlegtes zu tun, sollten wir ein Gefühl, das uns Unbehagen bereitet oder uns belastet, nicht sofort über Bord werfen wollen. Sobald Sie das negative Gefühl bemerken, halten Sie kurz inne und versuchen, die Emotion genauer zu benennen, ohne tiefer in sie einzutauchen. Nutzen Sie dazu den Atem (einige tiefe Atemzüge durch die Nase) um sich kurz zu sammeln und versuchen, das Gefühl zunächst auf Distanz zu halten, indem Sie sich innerlich sagen: „Das Gefühl ist da, aber nicht ich bin das Gefühl.“ Damit gewinnen Sie an Entscheidungsfreiheit und können für sich klären, ob sie das Gefühl annehmen und weiter mit Energie versorgen wollen – mit allen Konsequenzen, die dazugehören. Oder ob Sie sich neu ausrichten und das Gefühl loslassen möchten. Im Fall alltäglicher Ärgernisse ist das eine reine Übungssache. Je öfter Sie das bewusst einsetzen, desto leichter wird Ihnen die Entscheidung fallen. Mit dem Wissen darum, dass Ihnen am Tag nur eine begrenzte Menge an Energie zur Verfügung steht und ein Gefühl rein biologisch nur wenige Sekunden andauert – sofern Sie nicht nachfeuern – haben Sie die Wahl, Ihre Energie bewusst zu investieren. Mit anderen Worten: Sie gehen mit und ärgern sich über die unverschämte Bemerkung Ihrer Kollegin, trauern einer verpassten Chance hinterher oder sie steigen aus und lenken Ihren Fokus auf etwas Neurales oder Positives. Damit erhält das ungewünschte Gefühl keinen Raum mehr, um sich auszudehnen und löst sich in der Regel auf.

Verstrickung erkennen und auflösen. Bei langandauernden oder wiederkehrenden Emotionen, die schon oft befeuert wurden und sich vielleicht auch angestaut haben, ist das deutlich schwerer. Doch auch hier gibt es eine Lösung, denn häufig verbirgt sich hinter einer Emotion eine Sorge, ein Bedürfnis oder eine Angelegenheit, die angeschaut werden möchte. Ich empfehle Ihnen, sich diese Zeit zu nehmen und die Emotion in Ruhe zu hinterfragen. Dafür eignet sich ein Spaziergang in der Natur aus meiner Sicht am besten. Hier können Sie sich entspannen und sich die Ruhe gönnen, die Sie dazu brauchen, um sich mit dem Gefühl auseinanderzusetzen. So finden Sie sicher heraus, wann und wie die Emotion entstanden ist, womit sie verknöpft ist und was Sie daran hindert oder was Sie benötigen, um konstruktiver mit ihr umzugehen. Hier geht es um Selbstfürsorge und in diesem Zusammenhang um einen sinnvollen Umgang mit Themen, die wichtig für uns sind und uns regelmäßig beschäftigen.

Auch wenn es nicht immer eine schnelle Lösung für belastende Gefühle gibt, so gibt es immer einen Weg, ihnen achtsam zu begegnen. Auf diese Weise bleiben wir im guten Kontakt mit uns selbst und lernen auch aus unangenehmen Erfahrungen und schwierigen Gefühlen Lebenskraft zu schöpfen.

Ausblick: Im November-Nugget stelle ich Ihnen ein kleines Achtsamkeitstool mit großer Wirkung vor und zeige Ihnen, wie Sie das wunderbare kleine „Werkzeug“ mit wenigen Handgriffen selbst erstellen können.