22. April 2021, Lesedauer: 5 Minuten
Bereits seit über einem Jahr ist der Arbeitsalltag vieler Führungskräfte und Beschäftigter geprägt von virtueller Kommunikation. Die neue Normalität (ob sie tatsächlich eine ist, wird sich in Zukunft erst herausstellen) führt nicht nur zur Entgrenzung zwischen Beruflichem und Privatem, sondern hat sowohl positive, als auch negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Zoom-Fatigue-Syndrom. Dabei steht die Bezeichnung Zoom stellvertretend für alle Online-Plattformen, über die Konferenzen und Meetings veranstaltet werden.
Symptome und Beschwerden
Das Zoom-Fatigue-Syndrom beschreibt eine anhaltende, meist körperliche und psychische Erschöpfung, eine Art virtuellen Burnout. Je nach Häufigkeit, Dauer und Taktung der Videokonferenzen äußert sich dieses Syndrom sehr vielfältig und hängt von der Konstitution des Einzelnen und vor allem von dem individuellen Umgang mit der neuen Herausforderung ab. Beobachtet werden Symptome wie Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, allgemeine Müdigkeit und Ängste im Zusammenhang mit folgenden Videocalls, häufig begleitet von diversen körperlichen Beschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium kann das Zoom-Fatigue-Syndrom sogar zur Antriebslosigkeit führen, die das weitere Arbeiten in dieser Form vorübergehend nicht mehr möglich macht. Viele kennen diesen Begriff aus der Krankheitslehre. Chronisch kranke Menschen und Krebspatienten leiden oft unter Fatigue. Die Ursache ist hier allerdings eine andere.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Um den Beschwerden vorzubeugen und das Arbeiten vom Homeoffice aus dauerhaft als Vorteil statt als Belastung zu empfinden, sind zum einen die eigene Disziplin und Selbstfürsorge gefragt, aber auch die Organisation der Meetingkultur seitens der Arbeitgeber. Letzteres fordert eine sinnvolle zeitliche Struktur, Abwechslungsreichtum in der Umsetzung der Meetings und nicht zuletzt einen empathischen und entspannten Umgang miteinander, bei dem es zum Beispiel durchaus erlaubt ist, sich während des Zuhörens im Raum zu bewegen oder kurzzeitig die Kamera auszuschalten, um sich zu räkeln, aufzustehen oder einmal genüsslich zu gähnen. Im Rahmen der Selbstfürsorge möchte ich hier meinen Fokus auf das eigene Verhalten legen, um aufzuzeigen, wie wir das Zoom-Fatigue-Syndrom gezielt umgehen können.
Konkrete Tipps für den Zoom-Alltag:
1. Gönnen Sie sich regelmäßige Bewegungspausen zwischen den Konferenzen, in denen Sie nach Möglichkeit den Raum kurz verlassen, um vielleicht sogar nach draußen zu gehen und jedem Bewegungsimpuls nachgeben, den Ihr Körper Ihnen sendet. Lockern Sie beispielsweise durch gezieltes Kreisen der Schultern Ihren (vermutlich verspannten) Schulter-Nacken-Bereich, bewegen Sie Ihre Hände und Füße und vergessen dabei Ihren Rücken nicht. Kennen Sie die Hauptbewegungsrichtungen der Wirbelsäule, die Sie dazu nutzen können? Das sind: die tiefe Vor- und sanfte Rückbeuge, das Seitneigen und das Drehen des Rumpfes.
2. Lockern Sie Ihre Gesichtsmuskeln und Ihren Kiefer. Schneiden Sie dazu Grimassen und bewegen Sie Ihren Unterkiefer von rechts nach links. Viele Menschen beißen ganz häufig beim Stress die Zähne (meist unbewusst) zusammen, was automatisch zur vermehrten Anspannung im ganzen Körper führt. Dabei sollten die Zähne nur beim Kauen zusammenkommen. Im besten Fall befindet sich auch die Zunge in einer Ruhelage, bei der sie sich ganz sanft (wie der Rücken eines Delfins) an den Gaumen schmiegt.
3. Atmen Sie immer wieder bewusst tief durch und wechseln Sie Ihre Sitzposition (beim höhenverstellbaren Tisch in eine Stehposition) oder gehen mit einem drahtlosen Headset im Raum umher. Werfen Sie ab und zu mal einen Blick nach draußen. Mit ein bisschen Glück schauen Sie dabei in die Natur hinaus und können das frische Grün und die prachtvollen Blüten des Frühlings für einen Moment zumindest visuell (beim offenen Fenster sogar auditiv und olfaktorisch) genießen. Das aktiviert die Sinne, auch wenn es Sie kurzzeitig vom Geschehen ablenkt. Als Alternative empfehle ich eine Lavalampe oder eine andere Raum- bzw. Schreibtischdekoration (vielleicht ein Kugelstoßpendel), um den Blickfokus von Zeit zur Zeit bewusst zu wechseln.
4. Fördern Sie Ihre Augengesundheit. Dass ständiges Schauen auf den Bildschirm den Augen auf Dauer schadet, ist kein Geheimnis. Nicht selten führt es zu trocknen Augen und mit den Jahren zur Kurzsichtigkeit. Da loht sich der Blick in die Ferne gleich doppelt, weil der Distanzwechsel dafür sorgt, dass die Augenlinse flexibel bleibt. Blinzeln Sie regelmäßig, um Ihre Augen dadurch zu befeuchten und palmieren Sie Ihre Augen, um sie zu entspannen. Für Letzteres stellen Sie Ihre Ellenbogen auf dem Tisch auf und legen Ihr Gesicht mit geschlossenen Augen in Ihre Hände. Dabei ruhen Ihre Augenlider auf den beiden Handballen und Ihre Finger entspannt an der Stirn oder der Kopfhaut. Nehmen Sie dabei mehrere tiefe Atemzüge und stellen sich vor, wie mit jedem Ausatem überflüssige Anspannung aus Ihrem Körper und Geist entweicht.
Schaffen Sie in Ihrer Freizeit (so gut wie es im Lockdown nur geht) einen Ausgleich zu Ihrer virtuellen beruflichen Tätigkeit. Stundenlanges Gaming und ausgiebiges Online-Shopping wären sicherlich nicht das Richtige.
In diesem Sinne bleiben Sie gesund und sorgen Sie immer gut für sich selbst!