23. September 2021, Lesedauer: 4 Minuten
Warum wir eine gesunde Mischung aus analogen und digitalen Lebensinhalten brauchen und wie wir sie herstellen.
Das Smartphone ständig in der Tasche, Zoom-Meetings am PC im Büro und abends mit dem Tablet auf dem Sofa – für viele eine vertraute Vorstellung. Doch ständige Erreichbarkeit und digitale Präsenz führen auf Dauer zur Erschöpfung, oft ohne dass wir es bewusst bemerken. Denn leider steuern wir häufig zu spät dagegen!
Ständig am Puls der Zeit und doch ohne Verbindung zu sich selbst
Spätestens seit dem Impfzertifikat in der App ist das handliche Digitaltool nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Daneben halten wir besondere Augenblicke mit dem Smartphone fest, um sie an Familie und Freunde weiterzuleiten oder in den sozialen Medien auch mit Nachbarn und Fremden zu teilen. So bringen wir uns anderen in Erinnerung und bleiben vermeintlich im Kontakt. Bei Fragen suchen wir nach Antworten im Netz und selbst in Momenten, die wir gut zum kurzen Innehalten und Durchatmen nutzen könnten, greifen wir zum Handy, um uns die wenigen Minuten im Warteraum oder an der Bushaltestelle zu vertreiben. Manche von uns machen das aus Angst vor Langeweile oder davor, etwas zu verpassen. Also checken wir noch schnell unsere E-Mails. Andere haben es inzwischen verlernt, den Moment der inneren Stille zu genießen. Den erreichen sie am Abend mit einer Meditations-App und haben dann das gute Gewissen, wieder im Gleichgewicht zu sein.
Nähe und Berührung lassen sich nicht digital ersetzen
Durch dieses Vorgehen entfremden wir uns immer mehr von uns selbst und von den anderen. Daher ist es enorm wichtig, analog mit sich selbst und auch mit den Menschen, die uns viel bedeuten, in Verbindung zu bleiben. Dazu gehören reale Begegnung und Berührungen. Virtuelle Treffen können diese langfristig nicht ersetzen, denn eine herzliche Umarmung oder ein Händeschütteln – selbst ein „High Five“, das Abklatschen auf Kopfhöhe – sind auf emotionaler Ebene nicht mit einem Emoji oder dem Streichen über ein Display gleichzusetzen. In einer berührungsarmen Welt schenken wir dem Bedürfnis nach wirklicher Nähe kaum noch Beachtung. Durch die aktuelle Situation hat sich dieser Zustand noch verschärft. Dabei ist die Haut nicht nur unser wichtigstes Sinnes-, sondern auch Kommunikations- und Ausdrucksorgan. Und während wir am Bildschirm nur schnell die Kernbotschaften austauschen, entstehen bei einem reellen Treffen auch Momente der Stille, die durchaus mehr Verbindung erzeugen können als Worte.
Herausforderungen als Motor zur Weiterentwicklung
Betrachten wir die Weiterbildungslandschaft, so hat sich diese in den letzten zwei Jahren der Pandemie deutlich gewandelt. Als in Präsenz vieles nicht mehr möglich war, konnten wir dank digitaler Plattformen schnell auf online umschalten. Das hat viele Kursleiter und Teilnehmer herausgefordert. Zeitweise waren nicht nur das Klopapier, sondern auch die Webcams vergriffen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat sich die Umstellung gelohnt. Jetzt, wo Corona uns nicht mehr so fest im Griff hat, werden die Stimmen nach Präsenzveranstaltungen immer lauter. Dennoch werden in Zukunft sowohl reine Online-Veranstaltungen, als auch das Blended Learning bleiben und vielen eine sinnvolle Möglichkeit bieten, an Kursen und Events teilzunehmen und dabei Zeit und Kosten zu sparen. Auf diese Weise haben wir nicht nur aus der Problematik gelernt, sondern uns gleichzeitig weiterentwickelt.
Pro und Contra erkennen und persönliche Balance ausloten
Für wen welche Mischung aus analogen und digitalen Lebensinhalten die richtige ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, digitale Tools können unser Leben bereichern und uns in vielen Dingen eine wertvolle Hilfestellung leisten, deswegen sollten wir sie auch nicht verteufeln, sondern ihnen einen angemessenen Platz in unserem Alltag einräumen. Allerdings können sie bei übermäßiger Nutzung zur Abhängigkeit führen und mangels persönlicher Begegnungen auf Augenhöhe auch Bindungsängsten fördern. Da jeder Newsfeed auf Basis von Algorithmen, die wir als Nutzer (durch Inhalte die wir angesehen, geliked oder geteilt haben) generiert wird, kann es zu Realitätsverzerrung kommen, wenn uns ständig gleiche Themen und Meinungen präsentiert werden. Gleichzeitig stresst das ständige Schauen auf den Bildschirm unsere Augen und führt so zu diversen Beschwerden bis hin zur inzwischen weit verbreiteten Kurzsichtigkeit. Auch unser Muskel-Skelett-System leidet darunter und antwortet mit Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich und schmerzenden Sehnenscheidenentzündung im Unterarm und Handgelenk
10 Tipps für alle Digitaljunkies um eine Analog-Digital-Balance (wieder-)herzustellen:
- Richten Sie für sich persönlich Smartphone-freie Zeiten und Orte ein, beispielsweise während der Mahlzeiten und im Schlafzimmer.
- Checken Sie Ihre E-Mails gezielt zu bestimmten Tageszeiten, statt immer wieder zwischendurch und für jede einzelne Nachricht in Ihr Postfach zu schauen.
- Nutzen Sie einen analogen Wecker oder eine Armbanduhr als Alternative, dann kommen Sie nicht in Versuchung, wieder mal online abzutauchen.
- Begrenzen Sie in Ihrer Freizeit die Online-Zeiten ganz bewusst auf ein Minimum.
- Legen Sie Ihr Smartphone immer wieder am Tag außer Hör- und Reichweite oder schalten es aus.
- Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und verabreden sich regelmäßig zu realen Treffen mit Freunden.
- Bleiben Sie mich sich selbst im guten Kontakt, indem Sie öfter nach innen lauschen und die Impulse Ihres Körpers wahrnehmen.
- Sorgen Sie durch Übungen zwischendurch für entspannte Augen, Schultern und Nacken.
- Lösen Sie sich von dem Gedanken, etwas zu verpassen, wenn Sie mal nicht online sind.
- Erstellen Sie Ihre ganz persönliche Liste einer Analog-Digital-Balance und nutzen Sie diese als Navigationshilfe durch Ihren Tag.
Spätestens nach zwei Wochen wird sich Ihr Verhalten positiv verändern und Ihr Blickwinkel für die Fülle des Lebens jenseits von digitalen Inhalten vergrößern, versprochen!